Die wohl am häufigsten nachträglich durchgeführte Dämmmaßnahme ist die Fassadendämmung. Dabei wird auf die Außenwand eine Wärmedämmung aufgebracht.
Der große Vorteil einer Fassadendämmung ist, dass keinerlei Probleme mit dem Taupunkt in der bestehenden Wand entstehen. Daher sind auch dicke Dämmschichten möglich.
Wichtig ist aber, dass der vorhandene Dachüberstand über die Dämmung ragen muss, gegebenenfalls wird der Dachüberstand verlängert.
Wenn das alte Mauerwerk aus zwei Schalen mit einer Hohlschicht besteht, wird empfohlen, auch die Hohlschicht zu dämmen (hierfür ist Seegras nicht geeignet), weil sonst die Fassadendämmung nur eingeschränkt wirken kann.
Die Fassadendämmung kann nach außen mit Holz oder anderen Materialien verkleidet oder verputzt werden.
Wir setzen hiermit unsere Serie über verschiedene Dämmvarianten fort. Im Orginal wurde der Artikel in der Zeitschrift Bauhandwerk veröffentlicht. Zuletzt haben wir bereits über Innendämmung berichtet, einen Überblick über weitere Dämmvarianten finden Sie hier.
Als PDF können die Artikel hier heruntergeladen werden.
Für die Fassadendämmung mit Seegras wird ein Ständerwerk an der Fassade angebracht und von außen mit einer Platte (Holzfaserplatte) oder Folie (diffusionsoffen und für Einblasdämmstoffe
zugelassen) verschlossen. Der Zwischenraum wird direkt bis an das alte Mauerwerk mit Seegras ausgefüllt, am besten Meter für Meter von unten nach oben. Alle Ecken sollen gut ausgefüllt werden. Wo
die Hand nicht heranreicht, ist ein Stab zum Stopfen nützlich. Ganz oben kann ein fest gedrehter Seegraszopf hineingepresst werden, so werden spätere Setzungen vermieden.
Darüber wird die Fassadenverkleidung mit mindestens 2 bis 4 cm Abstand angebracht, diese sogenannte Hinterlüftung ist wichtig, damit eventuell hinter die Fassadenverkleidung laufendes Wasser
abtrocknen kann. Es ist ratsam, diesen Luftspalt von unten mit einem Gitter gegen Insekten und Nagetiere zu verschließen.
Diese Dämmung sollte dabei erst etwa 30 cm über dem Erdreich beginnen, unterhalb dieses Bereiches bedarf es eines wasserresistenten Dämmstoffs wie zum Beispiel Schaumglas.
Auch für eine Dämmung mit verputzter Fassade wird zunächst ein Holzständerwerk vor die alte Fassade geschraubt. Hier werden dann wie bei der Vorhangfassade spezielle (verputzbare) Holzfaserplatten oder Schilfrohrmatten als Putzträger am Holzständerwerk befestigt.
Die Schilfmatten (www.hiss-reet.de) enthalten wie das Seegras keinerlei Zusätze.
Den Abschluss bildet ein Kalkputz.
Bei diesem Aufbau kann auf die Hinterlüftung verzichtet werden.
So bietet eine Dämmung der Fassade vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten und kann an jedes Bestandsgebäude angepasst werden.
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Alex (Mittwoch, 14 Mai 2025 09:31)
Hallo,
Ist es möglich auf das Verputzen zu verzichten? Ich habe an folgend Aufbau gedacht:
1. Innenraum
2. Lehmputz (neu aufgebracht, z. B. 1–1,5 cm)
3. Bestehende Gipskartonplatte (nicht entfernt)
4. Fachwerkständer + Ausfachung (z. B. Kalkbruchstein)
5. Traglattung außen auf Wand montiert
6. Ausstopfung mit Seegras (zwischen Lattung)
7. Holzfassade (z. B. Lärche Nut+Feder oder Stülpschalung)
Das alles wäre dann ohne Hinterlüftung aber auch Diffusionsoffen. Die Gibskarton platten sehe ich etwas kritisch, ich würde sie aber zu Not rausreißen und dann innen direkt mit Lehm verputzen.
Würde mich total freuen, wenn ihr da eine Antwort wisst.
Schöne Grüße
Alex
Jörn (Mittwoch, 14 Mai 2025 16:59)
Hallo Alex,
auch Nut- und Feder Bretter sind nicht winddicht, sie schrumpfen und dehnen sich wieder aus, dadurch entstehen Spalten, wo Luft und auch Regenwasser durchlaufen kann. So verliert man auch jeden Fall Dämmwirkung und wenn man Pech hat durchfeuchtet die Dämmung. Ich kann das also nicht empfehlen.
Gipskarton ist tendenziell schimmelanfällig. Und an der Stelle macht sie eigentlich auch keinen Sinn und Verputzen ist direkt auf den Steinen vermutlich besser/einfacher.
ich hoffe das hilft weiter, Grüße Jörn